Die Stadt begrüßte uns erst einmal mit recht durchwachsenem Wetter, aber nachdem wir uns in Macau einen veritablen Sonnenbrand geholt hatten, war das eher angenehm! Und die Kulisse war schon beeindruckend: Wir hatten uns eine Fähre ausgesucht, die nach Kowloon fuhr, dem auf dem Festland liegenden Teil HongKongs, und so lag das Panorama der Nordküste von HongKong Island vor uns. An diesem Nachmittag war zunächst einmal die Logistik angesagt: Hotel, auspacken, Besorgen der Octopus-Fahrkarte für die Busse und Bahnen etc. Der Abendspaziergang zum Ufer mit Blick auf die Skyline der Insel brachte dann noch eine kleine Überraschung – siehe Bild!
Für den nächsten Tag hatten wir uns eine Tour in die New Territories vorgenommen, also in die Gebiete, die England Anfang des 20. Jahrhunderts für 99 Jahre pachtete; dass das eigentliche HongKong ohne diese Gebiete heute nicht mehr lebensfähig wäre, war mit der Grund, auch das “auf ewig” abgetretene HongKong zurück zu geben.
Eigentlich hatten wir eher ländliche Gegenden erwartet, aber heute sind das – zumindest was wir davon sahen – eher große Vorstädte, wenn auch mit mehr Grün und intensiver Landwirtschaft dazwischen. Wir fuhren mit der KCR, der Kowloon-Canton-Railroad, nach ShaTin. Die KCR ist einerseits Fernbahn mit Zügen nach Guangzhou (ex Canton) und weiter, andererseits bis zur Grenze der Sonderhandelszone ShenZhen eine S-Bahn, von der aus man sich die Gegend ein wenig anschauen konnte. In ShaTin gibt es einen schönen Stadtpark und, natürlich, Tempel; in einem davon trafen wir einen Bekannten aus Macau wieder: den Buddha mit den vier Gesichtern! Und im Tempel WanFoShek, dem Tempel der 10.000 Buddhas, erschlug fast die schiere Anzahl (jede der Figuren in den Nischen ist einer – wir haben allerdings nicht nachgezählt!).
Am Mittwoch dann stand HongKong Island auf dem Programm. Und das ist nun doch ein ganzes Stück europäischer, wenn auch die chinesische Präsenz unübersehbar ist. Noch etwa 20 Jahre vorher, als ich zum ersten Mal im – zu dieser Zeit noch britischen – HongKong war, hatte die Bank of China mit dem damals höchsten Haus in HongKong ein Zeichen gesetzt; heute ist die BoC eines von vielen Hochhäusern und bei weitem nicht mehr dominierend. Und nach den vielen Jahren gab es für mich natürlich auch Neues zu entdecken: Etwa die Mid-Level Escalators, eine ca. einen Kilometer lange Folge von Rolltreppen vom Ufer (wenigstens fast) zu den hinter den dortigen Geschäftshäusern am Hang errichteten Wohnhäusern der Mid-Levels. Sie dienen dem Transport der in den Mid-Levels Wohnenden zu den Arbeitsplätzen und zurück; daher fahren die Escalators morgens nach unten und ab 10 Uhr nach oben. In die jeweils andere Richtung muss man die parallel angelegten Treppen und Wege benutzen. Und wenn man zwischendurch “aussteigt”, sieht man das asiatische Ambiente, das aber hier immer noch ein wenig britischer ist als etwa in Kowloon.
Ein absolutes Muss ist der Besuch des “Hausberges” Victoria Peak, und dazu gehört die Peak Tram, die mittlerweile 120 Jahre alte Standseilbahn. Leider spielte das Wetter nicht so mit, aber wir genossen dadurch einige nicht so touristische An- und Ausblicke.
Nach der Rückfahrt sind wir noch ein wenig durch die Straßen gelaufen, haben Parks und Tempel gesehen und dabei auch den rotgesichtigen Mo kennen gelernt: Gott des Krieges und Schutzpatron der Beamten und – der Gangster; wie das wohl zusammen passt??? Und auch eine andere Sehenswürdigkeit haben wir uns nicht entgehen lassen: die Street Cars. Diese doppelstöckigen Straßenbahnen gibt es meines Wissens nur (noch?) auf HongKong Island, und wir haben auf der Fahrt vom Central District bis zum westlichen Ende in Kennedy Town und zurück eine schöne Sightseeing Tour gemacht, und das zu den niedrigen Preisen des dortigen “ÖPNV”
Am Abend haben wir uns dann noch vom Ufer in Kowloon aus die Laser-Lightshow “Symphony of Lights” angesehen. Dabei werden – jeden Abend – zu klassischer Musik die Hochhäuser im Central District beleuchtet bzw. angestrahlt; ein phantastisches Spektakel, das knapp 20 Minuten dauert. Die Bilder können da natürlich nur einen kleinen Eindruck vermitteln …
Der nächste Tag brachte uns wieder etwas völlig anderes: LamMa. Das ist eine der kleineren der rund 200 zu HongKong gehörenden Inseln. Mit 13 km2 ist sie etwa halb so groß wie Macau und hat knapp 10.000 Einwohner. Die “Highlights”: Zwei Fischerdörfer, verbunden mit der “Hauptstraße” (siehe Bild!), ein großes Kohlekraftwerk und ein Zementwerk, die die Landschaft verschandeln, aber wohl die einzigen Arbeitgeber von Bedeutung sind, eine Reihe schöner Strände, die wir zumeist nur von Ferne sahen, und in den beiden Dörfern viele Lokale. Wohl die Hälfte der Einwohner hat sich aus dem Trubel von HongKong hierher zurück gezogen und fährt in vielen Fällen täglich mit der Fähre zur Arbeit dorthin.
Auch wir haben die Fähre genommen (was sonst?) und sind nach SokKwuWan, dem kleineren Ort, gefahren. Und dort haben wir gleich einen echten Höhepunkt erlebt: Vielleicht in Verbindung mit dem bereits erwähnten Geburtstag Buddhas wurde ein Fest gefeiert, und dabei führte eine Folkloregruppe einen Drachentanz auf: Anschließend begannen wir die etwa dreistündige Wanderung nach dem Hauptort YungShueWan. Wir liefen auf der Hauptstraße, machten einige Abstecher zu verschiedenen Aussichtspavillions und dort Pausen, und wir mußten – glücklicher Weise nur selten – dem motorisierten Verkehr ausweichen. Und der war schon auch sehenswert … Von YungShueWan fuhren wir dann per Fähre zurück nach Kowloon.
Nach einem Abstecher ins Hotel, um die Daypacks loszuwerden, schauten wir uns noch den nahe gelegenen Kowloon-Park an. Er ist einer der größeren Parks, sehr schön angelegt, und es gibt dort sogar ein Schwimmbad. Wie man sieht, ist ein Teil des Inventars des Parks ziemlich tierisch, und ich kann nur sagen, dass die Chinesen sich auf die Anlage von Parks verstehen; es sind immer Oasen der Erholung für Augen und Ohren in der Hektik der Städte.
Als Abschluß hatten wir uns noch vorgenommen, einmal richtig “groß auszugehen”, und Kirsten hatte ein (natürlich!) vegetarisches Restaurant ausgesucht. Wir leisteten uns ein 3-Gänge-Menue mit Teezeremonie, und es war in der Tat unsere teuerste Mahlzeit zu zweit: Zum Schluß bezahlte ich für alles 216 (HongKong-) Dollar … also etwa 22 €. Und wir standen wirklich nicht hungrig auf, trotz des Essens mit Stäbchen.
Das ist übrigens etwas, was wir während der Reise ganz gut gelernt haben. Am Anfang waren wir doch noch sehr unsicher, aber wir haben oft Hilfestellung und Tipps von Einheimischen bekommen. Zusammengefasst läuft das (wohl abgesehen von vornehmen Restaurants) nach dem Motto: Das Ziel ist der Weg! Und wenn der Reis nicht mehr zusammen hält, ist es auch in Ordnung, das Schälchen zum Mund zu führen und denselben mit den Stäbchen in den Mund zu schieben. Nur mit der weit verbreiteten Sitte, Knochen und andere Speisereste einfach auf dem Tisch (sic!) liegen zu lassen, konnten wir uns nicht so recht anfreunden
Am nächsten Mittag ging es dann in die Heimat zurück, und so machten wir uns morgens mit dem Bus auf zum – neuen – Flughafen. Und da dieser bei Lantau ins Meer gebaut wurde, kamen wir zum Schluss dann doch noch auf diese größte Insel von HongKong.
So ging eine schöne Reise viel zu schnell zu Ende, die ich ebenso wenig missen möchte wie die nach Amerika mit Thorsten. Danke, Kirsten, für deine Unterstützung und dafür, dass du auf mich aufgepasst hast; ich hoffe, es hat auch dir Spaß gemacht!