In Darwin übernahmen wir am Flughafen unser Auto für die nächsten Tage, fuhren in die Stadt und suchten uns zunächst eine Unterkunft für die Nacht. Nach einem kleinen Stadtrundgang mit Stopp im Internet-Cafe mussten wir dann noch für die kommende Tour durch den Kakadu-Nationalpark Verpflegung einkaufen, bevor wir am Abend am Hotelpool relaxen konnten.
Am nächsten Tag starteten wir früh, denn der Nationalpark liegt immerhin rund 200 km östlich von Darwin und hat laut Reiseführer eine Ausdehnung von 19.000 qkm! Er reicht im Osten bis zum Arnhemland-Gebirge und dem dahinter liegenden Arnhemland, das unter der Verwaltung der Aborigines steht und nur mit Sondererlaubnis betreten werden darf. Leider passte ein Besuch dort nicht mehr in unseren Zeitplan; interessiert hätte es schon. Im Nationalpark selbst gibt es im Norden bis ans Meer ausgedehnte Feuchtgebiete, südlich davon weitgehend flaches Savannenland mit einzelnen Felsformationen. In der Regenzeit ist die Gegend teilweise überflutet, während die Flusssysteme in der Trockenzeit wenig oder kein Wasser führen; an den verbleibenden Wasserstellen (Billabongs) konzentriert sich dann die reiche Tierwelt. Neben Fauna und Flora sind es vor allem die Felsmalereien der Eingeborenen, die sehenswert sind. Der Park ist mit wenigen Straßen und vielen Wanderwegen erschlossen, die zu den Hauptattraktionen und zu Aussichtspunkten führen.
Für den ersten Tag hatten wir uns Ubirr als Ziel gesetzt, eine der bekannteren Felsmalerei-Galerien. Sie ist etwas abgelegen, ganz in der Nähe des Arnhemlandes, und deshalb nicht ganz so sehr überlaufen. Unser Weg führte über Jabiru, den Hauptort des Nationalparks, wo wir kurz die (vorgebuchte) Unterkunft in Beschlag nahmen: einen sehr schönen Bungalow mit zwei Schlafzimmern, Küchenzeile und Essplatz sowie “Nasszelle” – ein separates Häuschen mit Toilette, Waschbecken und Dusche. Dann fuhren wir zunächst zum Bowali Visitor Center, das in einer kleinen Ausstellung einen guten Überblick die Umgebung, die (Ur-) Einwohner und deren Geschichte gibt.
Nach dieser Einführung ging es durch eine sehr typische Landschaft weiter nach Ubirr, wo wir zum ersten Mal Felsbilder im Original bewundern konnten. Diese Malereien sind zum Teil viele tausend Jahre alt und haben zumeist religiösen oder kulturellen Hintergrund, oft dienten sie der Illustration beim Erzählen von Mythen und Geschichten. Sie sind mit wasserlöslichen Naturfarben gemalt und daher stark den Umwelteinflüssen ausgesetzt. Fachleute unterscheiden verschiedene Stile, deren zeitliche Einordnung dadurch erleichtert wird, dass immer wieder Bilder übereinander gemalt wurden (während es wohl verboten war, Bilder zu zerstören). Über der Besichtigung der Bildergalerie war es Abend geworden, und so bestiegen wir den kleinen Berg, an dessen Fuß sie gelegen ist, genossen einen weiten Ausblick über die Ebene und einen grandiosen Sonnenuntergang. Nach einer (langsamen und vorsichtigen!) Nachtfahrt zurück nach Jabiru ließen wir den Tag sehr australisch – an einem der Barbeques – ausklingen.
Waren am ersten noch weite Strecken mit dem Auto zu überwinden, standen am zweiten “Kakadu-Tag” längere Walks im Vordergrund. Immer mit ausreichend Wasser versehen – wir hatten stets mindestens einen 10 l-Kanister im Wagen, den wir bei jeder Gelegenheit nachfüllten – besuchten wir in der Nourlangie-Region die Felsmalereien von Anbangbang und Nanguluwur. Die Bilder dort sind sicher beeindruckender als die in Ubirr, und an Motiven wie einem Segelschiff kann man erkennen, dass die Aborigines auch diesen aktuellen Teil ihres Lebens (der sich schnell als wenig segensreich für sie erweisen sollte), in der überlieferten Art einbezogen. Die aufgestellten Hinweistafeln erläutern nicht nur einzelne Bilder, sondern auch allgemeine Aspekte des Lebens dieser Menschen. So lernten wir, dass sie relativ kleine Clans bildeten, die zumeist unterschiedliche Sprachen gesprochen haben, von denen es wohl einmal 400 bis 500 gab; die meisten sind ausgestorben. Ihre Kultur tradieren sie in Geschichten, die teils Gemeingut, teils auch lokal sind.
Die verschiedenen Wanderungen zeigten uns auch immer wieder die weite Landschaft mit bizarren Felsformationen, wie man sie auch auf den Bildern sieht. Die Vorstellung fällt nicht leicht, wie man dort ohne unsere liebgewonnenen zivilisatorischen Errungenschaften überleben kann – insbesondere wenn das Wetter sich nicht, wie bei unserem Besuch, so von seiner (trotz der Hitze) schönen Seite zeigt, etwa in der Regenzeit.
Am Nachmittag dann erreichten wir die Gagadju Lodge am Yellow Water Billabong, wo wir in Bush Cabins übernachteten, die wirklich sehr “basic” waren: Container mit zwei Betten, einem Klapptisch mit Plastikstuhl, an der Wand zwei Haken und ein Spiegel, und die Klimaanlage; es gab eine Gemeinschaftsküche mit großem Kühlschrank, Toiletten, Waschräume mit Duschen (warmes Wasser gab es immer, kaltes nie!), eine Laundry mit Waschmaschinen und Trocknern und – natürlich – etliche BBQs, an deren einem wir uns für die Rundfahrt auf dem Billabong früh am nächsten Morgen stärkten.
Diese dreistündige Rundfahrt zeigte uns die Vielfalt der Natur am Wasser, insbesondere, da die Tiere vor der Hitze des Tages noch recht aktiv waren. Sehr beeindruckend natürlich die zahlreichen Krokodile, aber auch die Vielzahl der Vogelarten, die teils einzeln, teils in Gruppen oder großen Schwärmen zu sehen waren. Auch hier gilt: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte …
An dieser Stelle noch eine kurze Bemerkung zum Thema Buschbrände, die man auf manchen unserer Bilder erkennen kann; wir haben sie häufiger gesehen. In den letzten Jahren wurde oft von ihren verheerenden Auswirkungen berichtet, aber wir haben erfahren, dass sie zum allergrößten Teil mit Absicht gelegt werden und nur selten, im Norden fast nie, außer Kontrolle geraten. Die Ureinwohner Australiens legen sie seit vielen tausend Jahren, um abgestorbenes Unterholz zu beseitigen und Raum für neuen Pflanzenwuchs zu schaffen. Viele Pflanzen sind recht widerstandsfähig gegen Feuer, und manche Samen platzen sogar erst bei großer Hitze auf! Und die Brände direkt am Ufer des Yellow Water erschreckten weder die Tiere sonderlich, noch waren sie der Führerin unserer Bootstour auch nur eine Erwähnung wert …
Nach diesem Highlight ging unsere Zeit im Kakadu NP dem Ende zu. Wir luden das Gepäck ins Auto und fuhren zum nahe gelegenen Warradjan Aboriginal Cultural Center, wo wir viele neue Informationen über die Aborigines, die “traditional landowner”, ihre Geschichte, ihre Kultur und ihr Leben, erhielten (fotografieren war dort leider nicht erlaubt). Nach einem Zwischenstopp und Walk zum Bukbukluk Outlook verließen wir Kakadu in Richtung Lichfield Nationalpark, bei dem wir im Banyan Tree Motel übernachteten.
Der letzte Tag in den Northern Territories führte uns zunächst zu den Magnetic Termites im Lichfield NP. Diese besondere Termitenart kann das Erdmagnetfeld spüren und so seine Bauten exakt nach Nord-Süd ausrichten. Dadurch bieten sie der heißen Mittagssonne die geringste Oberfläche, während Morgen- und Abendsonne voll ausgenutzt werden; eine optimale Klimatisierung ist das Ergebnis. Allerdings gibt es dort auch “normale” Termiten, deren Hügel – von der Höhe her – dann doch beeindruckender sind …
Im Kakadu NP hatten wir die bekannten Wasserfälle (Twin, JimJim Falls etc.) nicht besucht, da sie nur mit Allrad-Wagen erreichbar sind und in dieser Jahreszeit auch eher wenig Wasser führen. Im höher gelegenen Lichfield aber hielten wir an den Florence Falls an und gingen zum Pool der Fälle, wo wir die “krokodilfreie” Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad nutzten; gut, dass Kirsten ihre Unterwasser-Kamera dabei hatte! Eine wirklich einmalige Badewanne war das und hat viel Spaß gemacht.
Danach ging es dann “streight on” nordwärts nach Darwin, wo wir im Travellodge das gleiche Zimmer wie in der ersten Nacht bekamen. Den Abend verbrachten wir in Mindil Beach, erst zum Sonnenuntergang am Strand, dann auf dem Mindil Beach Night Market, wo wir auch zu Abend gegessen haben.
Und am nächsten Morgen war dann, leider und viel zu schnell, die gemeinsame Zeit mit Iris und Thorsten vorbei: Während die beiden in der darauf folgenden Nacht nach Adelaide flogen, um über die Great Ocean Road nach Melbourne zu fahren, wurden Kirsten und ich früh am Morgen von Thorsten zum Flughafen gebracht und zu unserem Flug nach Sydney, dem dritten Abschnitt unseres Australien-Trips.
Herzlichen Dank den Beiden für viel Vorbereitung, Organisation und Unterstützung, ihr wart super!!!!