Prag

Apr 2 2014

 

Nachdem wir uns in den vergangenen Jahren mit London und Budapest schon zwei europäische Hauptstädte angeschaut hatten, haben wir im Mai 2008 einer weiteren einen Besuch abgestattet: Diesmal ging es für eine knappe Woche nach Prag, ein wenig inspiriert durch die Tatsache, dass mein Schwiegervater aus der Tschechei stammt und Ilona dort geboren ist. Sie hat natürlich kaum Erinnerungen an dieses Land, da sie mit ihren Eltern schon sehr früh nach (DDR-) Deutschland zog, aber die Erzählungen der Schwiegereltern hatten uns auf die “Goldene Stadt” neugierig gemacht.

Im Internet haben wir dann unser Hotel gefunden: Das Hotel 16. Es ist schmal, ruhig, nicht billig, aber preis-wert, mit gutem Service und sehr nettem Personal. Nicht nur das Hotel, auch der Garten (!) geht über drei Etagen, und dahinter liegt gleich der Botanische Garten von Prag. (mehr unter www.hotel16.cz)

Wenn man so relativ wenig Zeit hat, muss man sich natürlich auf das Wesentliche konzentrieren. Aber was ist das Wesentliche, wie soll man das heraus finden, wenn man in eine fremde Stadt kommt, die man nur aus dem Reiseführer kennt? Wir haben versucht, zu Fuß und mit der Straßenbahn (günstige Tages- und Mehrtagestickets!) uns einen guten Überblick zu verschaffen in Neustadt, Altstadt und Judenviertel auf der rechten und Kleinseite mit dem Burgviertel auf der linken Seite der Moldau.

Die Zentren der Neustadt sind zweifellos Karlsplatz und Wenzelsplatz. Verglichen mit der Altstadt ist das ganze Viertel deutlich großzügiger und weitläufiger angelegt, es gibt alte Repräsentationsgebäude wie das Nationalmuseum und neue (etwa das Nationaltheater), Geschäfte in alten wie neuen Häusern und in schönen, im Jugendstil gehaltenen Einkaufspassagen – sogar mit “Kunst am Bau”. Im Nationaltheater befindet sich übrigens auch die Laterna Magica, eine Experimentierbühne(!?), in der wir eine Aufführung mit Motiven aus der Argonautensage besuchten, die ich als musikalisch-tänzerischen Bilderbogen bezeichnen möchte und die mir gut gefallen hat.

Die Altstadt dagegen – nomen est omen – ist von verwinkelten Straßen und Gassen und von Häusern, die zumeist im 19. Jahrhundert oder früher entstanden, geprägt. Immer wieder kann man allerdings sehen, dass sich alte Architektur und neuzeitliche Nutzung keineswegs ausschließen, und dass ein stilistisch nachempfundenes Äußeres ein höchst modernes Innenleben besitzen kann. Den Mittelpunkt bildet der Altstädter Ring, der kein Ring, sondern ein Platz ist: Ein herrliches mittelalterliches Ensemble mit dem Altstädter Rathaus, an dessen Turm die astronomische Uhr, dahinter die Teynkirche mit den Teynhöfen, in denen früher die Kaufleute ihre Waren verzollen mussten und heute Restaurants und Geschäfte zu finden sind.

Zwei, drei Straßen weiter ist man dann schon im jüdischen Viertel, wo sich auf engem Raum nicht weniger als fünf Synagogen befinden, dazu Versammlungsräume und der alte jüdische Friedhof; auch das Kafka-Denkmal steht dort und erinnert an den berühmten Schriftsteller.

Von Altstadt und jüdischem Viertel sind es nur wenige Schritte zur Karlsbrücke, der zweitältesten Brücke Europas (laut Reiseführer), die damals gerade renoviert wurde und über die wir die Moldau überquerten, um zur Kleinseite zu gelangen. In diesem Stadtteil liegt auch der Hradschin, die Prager Burg (mit der Karlsbrücke zusammen vom Neustädter Ufer aus ein schönes Panorama). Ebenfalls auf der Kleinseite befindet sich der Prager Hausberg (Petrin), ein weitläufiges Erholungsgebiet, zu dem eine kleine Standseilbahn hinauf fährt. Oben findet man auch einen “Mini-Eiffelturm”, von dem man einen schönen Ausblick über die ganze Stadt und besonders auch auf die Burg hat.

Dabei ist Burg eine kleine Untertreibung: Im Laufe der Jahrhunderte hat sich aus der romanischen Königsburg mit Anfängen im 9 Jh. eine kleinen Stadt entwickelt, mit dem Veitsdom als Mittelpunkt, vielen kirchlichen und säkularen Wohn- und Amtsgebäuden bis hin zu Unterkünften für Burgwachen und Handwerker. Und die Stunden – de facto fast ein ganzer Tag -, die wir dort verbrachten, waren sicherlich ein Höhepunkt unserer Prag-Visite; und wir haben manches gar nicht und vieles Andere nur kurz anschauen können.

Die Burg liegt inmitten vieler architektonischer Schmuckstücke; einen guten Überblick hat man vom Turm des Veitsdoms aus (wie wir später sehen werden). Es gibt es Beispiele, wie eine Straßenbeleuchtung aussehen kann, und unweit liegt auch die deutsche Botschaft (richtig: Die mit dem Balkon und den DDR-Flüchtlingen und Hans-Dietrich Genscher 1989!). Und in den den Hradschin umgebenden Gärten könnte man gut den einen oder anderen Sommertag verbringen.

Geht man durch die Burg, so kann man auch ein wenig die Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte erkennen: Hat man den ersten Hof hinter sich gelassen, schaut man in den zweiten Hof mit der Heiligkreuz-Kapelle, hinter der im dritten Burghof der Veitsdom aufragt. Der Dombau begann 1344 und zog sich über fast 600 Jahre hin, er vereint Elemente von Gotik, Renaissance und Barock. Ihm gegenüber befindet sich die Präsidialkanzlei, Wohn- und Amtssitz des tschechischen Präsidenten; sie ist vom Domturm aus ebenso gut zu sehen wie (fast) die gesamte Stadt.

Die Keimzelle der Prager Burg bildet der Alte Palast mit Ursprüngen um die erste Jahrtausendwende, an dem – wie auch an den anderen Teilen der Burg – über etliche Jahrhunderte gebaut wurde. Und die Besichtigung zeigt, dass da nicht nur regiert und gebetet, sondern auch verwaltet wurde – wie heute, nur das papierlose Büro war noch nicht erfunden …

Am östlichen Ende der Burg schließlich noch ein Schmuckstück und, wie man sieht, Besuchermagnet: Das Goldene Gässchen. Diese Häuser waren für die Wachen und die in der Burg tätigen Handwerker erbaut worden, und es ist leicht zu erkennen, dass die Leute damals noch deutlich kleiner waren. Heute kann man dort vielerlei Souvenirs erstehen, Schönes und weniger Schönes, Sinnvolles und weniger Nützliches, aber das ist ja letztlich alles Geschmackssache.

Den Besuch der Burg hatten wir uns, auch unter Berücksichtigung des Wetters, für den letzten Tag unseres Aufenthalts aufgehoben, und so schließe ich damit auch diesen kleine Reisebericht. Generell möchte ich aus der Erinnerung heraus sagen, dass Prag, mehr noch als Budapest, ein Paradies für Architektur-Interessierte ist. Hier gibt es nicht nur gut erhaltene bzw. restaurierte “Solitäre”, sondern viele Straßenzüge und ganze Viertel, die weitgehend ihren Charakter bewahrt haben und einfach schön zu durchstreifen sind. Ich bin gespannt, ob in anderen Städten Ähnliches zu entdecken ist. Und ein paar Ideen hätte ich da schon: Paris und Madrid (die ich beide bereits kenne, aber eher oberflächlich) und – “Geheimtipp” von Kirsten – Krakau ….

Budapest

Mar 31 2014

Budapestben

Csókolom, jó napot kívánok, helló es szervusz!  (zur Übersetzung später  mehr!)

Sicher kann eine Stadt nicht alle Wünsche erfüllen, aber für mich ist Budapest eine der schönsten Städte, die ich bisher besuchte – und das sind ja weltweit nicht gerade wenige. Und wir haben – wir waren ja nur eine Woche dort – noch längst nicht alles gesehen. Insbesondere die Außenbezirke und das Umland halten wohl noch viel Reizvolles bereit; mal sehen, ob sich noch eine Gelegenheit dafür ergibt.

Veranlasst zum Besuch Budapests wurden wir durch Kirstens (studienbedingten) Aufenthalt im Frühjahr 2006. Und wir hatten Glück, als wir Ende April dort ankamen: Nach den Wetterkapriolen im Februar und März war es während unseres Aufenthalts zumeist sonnig (wie man auf den Bildern sehen kann) und warm, und die Donau war auch wieder in ihr Bett zurückgekehrt. Und nachdem wir uns am Ankunftstag nur noch einen Kaffee mit Kirsten, Elisabeth und Thorsten gönnten, machten wir uns am folgenden Tag, dem Sonntag, auf nach Buda, um erst einmal einen Überblick zu bekommen. Das war nicht weit, denn unsere Wohnung lag gleich neben der großen Markthalle nahe der Donau, so dass wir nur über die Brücke gehen mussten, um am Fuße des Gellertberges zu stehen. Und als wir oben am Freiheitsdenkmal waren, sahen wir (u. a.) das:

Der Blick geht flußaufwärts, auf der rechten Seite Pest, vorne die Erzsébet hid (Elisabethenbrücke) und die Lánchid (Kettenbrücke), hinter der schwach die Türme des Parlaments vor dem Grün der Margitsziget (Margaretheninsel) zu sehen sind. Auf der linken Seite Buda und im Hintergrund Obuda; damit haben wir auch schon die drei Städte erwähnt, die die Keimzelle des heutigen Budapest bilden. In der Verlängerung des Gellertberges, auf dem Bild nicht zu erkennen, liegen das Schloß und das Burgviertel (in dem fast jedes Haus ein Denkmal ist!) mit der Fischerbastei und der Matthiaskirche, der Krönungskirche der ungarischen Könige. All das haben wir uns an diesem Tage angeschaut.

Zwar beträgt die Entfernung vom Gellertberg bis zur Fischerbastei kaum drei Kilometer, aber da wir natürlich nicht nur den direkten Weg gegangen sind, überdies die Buda-Seite, im Gegensatz zu Pest, gut hügelig ist, haben wir uns diesen Teil der Stadt tatsächlich “erlaufen”. Und haben uns so uns ein gepflegtes Abendessen im “Vegetarian” in der Nähe unserer Wohnung redlich verdient und dabei ein sehr empfehlenswertes Restaurant kennen gelernt.

Bei dieser Gelegenheit gleich ein kurzer Hinweis, wie man in Budapest am besten herumkommt: Die meisten wichtigen Punkte in der Innenstadt liegen recht nahe beieinander, und wer halbwegs gut zu Fuß ist, wird da keine Probleme haben. Es gibt aber auch viele öffentliche Verkehrsmittel, von den drei Metro-Linien über Straßenbahnen und Busse bis hin zur Vorortbahn HEV (etwa mit einer S-Bahn vergleichbar). Alle fahren in sehr engem Takt, so alle 5 bis 10 Minuten, und zwischen Betriebsschluß und -beginn gibt es Nachtbusse, mit denen man gut vorankommt. Die Preise sind niedrig; Wir haben eine Wochenkarte für das gesamte Netz (außer weit entfernten Außenbezirken) genommen und dafür 3.400 Forint (also ca. 13,60 €) bezahlt; eine gute Investition, wenn man einmal schneller vorankommen will oder einfach müde (bzw. faul  ;-) ) ist! Die Metro war übrigens die erste auf dem Kontinent, und die (gelbe) Linie M1 unter der Andrássy út, Budapests Champs-Élysées, ist liebevoll renoviert. Das Ganze erinnert sehr an London, es gibt lange, steile Rolltreppen (siehe Bild oben), die häufig links fahren, und selbst das Metroschild ist dem Londoner nachempfunden.

Kirsten musste natürlich tagsüber arbeiten, aber dank ihrer Vorarbeit und Tipps waren wir in dieser Zeit beileibe nicht beschäftigungslos. Am Montag stand zunächst das Parlament auf dem Programm, das ja auf dem Bild oben schon zu sehen war. Es ist eines der größten auf der Welt (268m lang, bis zu 118m breit und mit einer 96m hohen Kuppel!) und innen ebenso beeindruckend wie von außen. Die beiden Flügel sind identisch eingerichtet, der eine für das Parlament bestimmt, der andere für den Senat (d. h. den Adel). Im Kuppelsaal sind die Krönungsinsignien Stephans I. ausgestellt. Kleine Anekdote am Rande: Unser Führer machte uns auf lange Messingleisten in den Fensternischen aufmerksam, die viel halbrunde, numerierte Vertiefungen hatten. Seine Erklärung: Da in den Sitzungsräumen das Rauchen verboten war, wussten die Abgeordneten nicht wohin mit den angerauchten Zigarren. Auf den Messingleisten konnten sie diese ablegen, ohne befürchten zu müssen, in der nächsten Pause die eines anderen zu erwischen …

Wie man sieht, macht das Parlamentsgebäude nicht nur von der Flußseite her gesehen Eindruck, sondern auch von der “Landseite”, innen, und bei Nacht.

Nach einem Bummel über die Einkaufsstraße Váci utca mit ihren Läden, Boutiquen und Restaurants trafen wir uns mit Kirsten, die für den Abend einen Tisch im “Sir Lancelot” reserviert hatte. Die Zeit bis dahin nutzten wir zu einem Spaziergang über Budapests Prachtstraße, die Andrássy út. Dort gibt es, abgesehen von der Staatsoper und etlichen Theatern, viele architektonische Glanzstücke, Hausfassaden, die beeindrucken, auch wenn sie oft ihr Alter nicht verleugnen können. Das findet man überall in der Stadt, man muß nur auch mal nach oben sehen. Ein paar Beispiele (nicht nur aus der Andrássy):

Den Abschluss des Tages bildete dann ein sehr vergnügliches Essen im schon genannten “Sir Lancelot”, einem mittelalterlich herausgeputzten Restaurant, in dem die Suppe in einem ausgehöhlten Brotlaib serviert wird und statt der Gabel die Finger benutzt werden. Zwischendurch werden die Gäste von einer Bauchtänzerin und einem Feuerschlucker unterhalten. Nur bei der Bestellung sollte Vorsicht walten: Die Gerichte sind (soweit ich feststellen konnte) sehr gut, haben aber durchaus mittelalterliche Quantität!

Am Dienstag früh sind wir dann die paar Schritte über den Kálvin ter (ter = Platz) zum Nationalmuseum gegangen, in dem die Geschichte der Ungarn über die Jahrhunderte, im Kontext zur europäischen, dargestellt ist; auch das wieder ein beeindruckender, klassizistischer Bau. Ganz anders die Synagoge (mit angegliedertem Holocaust-Museum), die ich am Mittag besuchte: Außen in freundlichen gelb-roten Farben, innen groß und prachtvoll ausgestattet. Im angegliedeerten Museum viele religiöse Gerätschaften – und natürlich auch erschreckende Bilder von der Judenverfolgung im besetzten Ungarn. Wenige Schritte weiter dann die größte Kirche Budapests, die St. Stephans-Basilika (Szent István bazilika), die noch während des Baus 1868 wegen eines statischen Fehlers einstürzte und erst 1906 geweiht wurde; wie man sieht, gelang der zweite Versuch, denn die Kirche steht noch heute. Sie fasst 8.500 Menschen, und in einer Seitenkapelle wird als Reliquie die rechte Hand des Namesgebers Stephan I., des ersten getauften Königs Ungarns, aufbewahrt.

An diesem Abend hatten wir uns noch mit Kirsten zu einem Nachtspaziergang entlang der Donau verabredet, um Budapest im Lichterglanz anzuschauen.

Am Mittwoch Vormittag gingen wir über die zweite große Einkaufsstraße Budapests, die Rákóczi ut; aus meiner Sicht weniger empfehlenswert, da breit und verkehrsreich, und dementsprechend laut und staubig. Ganz im Gegensatz dazu die Margaretheninsel, eines der recht wenigen grünen Refugien in Budapest, auf der wir uns am Nachmittag mit Kirsten trafen. Während des Hochwassers war hier “Land unter”, aber davon war nichts mehr zu bemerken. Nur für den berühmten Rosengarten war es – jahreszeitlich bedingt – noch etwas zu früh.

Gut zwei Stunden verbrachten wir auf der Insel, dann fuhren wir in unsere Wohnung, um uns für den Abend fein zu machen: La Bohéme war angesagt in der Ungarischen Staatsoper. Die Karten hatte ich vorab im Internet gekauft, aber viel zu spät: Die Ungarn sind ein kunstsinniges Völkchen, und es gibt viele Theater in Budapest; aber da die Eintrittspreise unwahrscheinlich niedrig sind muss man mindestens drei Monate oder so im Voraus buchen, um gute Karten für das gewünschte Stück zu bekommen. Also stiegen wir in den dritten Rang, Seite, wo wir aus der ersten Reihe die Bühne zumindest zum großen Teil sehen konnten. Gesungen wurde italienisch, aber glücklicher Weise wurden die Texte auf großen Tafeln angezeigt – allerdings in Ungarisch …  Dennoch: Die Musik war hervorragend, die Handlung halbwegs bekannt, und das Opernhaus prachtvoll. So wurde der Besuch zu einem echten Höhepunkt der Reise.

An dieser Stelle möchte ich ein paar Worte über die Landessprache verlieren. Ungarisch ist eine Herausforderung! Den ersten Kontakt hatte ich beim “Schnupperkurs” des Leiters unserer ungarischen Tochtergesellschaft Lufthansa Systems Hungaria, und er hat mich neugierig gemacht. Leider hatte ich nicht viel Zeit zur Vorbereitung, aber einige Grundlagen sind doch hängen geblieben. Das fängt bei der Aussprache an: “sz” und “z” wie “s”, aber “s” wie “sch” (also “Budapescht”!), und etliche andere Regeln. Die Betonung dagegen ist extrem einfach: Immer auf der ersten Silbe, und wenn das Wort auch noch so lang ist! Und lang werden die Worte leicht, gibt es sie doch nicht nur zusammengesetzt; auch Numerus, Kasus, besitzanzeigende Fürwörter etc. werden durch angehängte Silben ausgedrückt, gerne auch mehrere hinter einander! Einfach wiederum ist das mit dem Geschlecht: Da gibt’s nur eines …  :-) Wie auch immer, Manches habe ich gelernt, etwa Zahlen – bis hinauf zur Million, denn 1.000 Forint sind gerade mal ca. vier Euro! Und ich denke, wenn der Aufenthalt länger und ich auf die Sprache angewiesen wäre, würde ich das mit der Zeit auch noch besser hinbekommen. Übrigens: Wenn ich den einen oder anderen Namen in der ungarischen Form verwende und ihr seht einen Akzent, dann ist das kein Betonungs-, sondern ein Dehnungszeichen; und der Suffix -ben heißt “in”, so dass die Überschrift mit “In Budapest” zu übersetzen wäre; csókolom bedeutet “Küß die Hand” (so reden immer noch Herren die Damen und Kinder Erwachsene an; KuK lässt grüßen!), jó napot ist einfach “Guten Tag”, und helló und szervusz braucht man wohl nicht zu übersetzen. Und zum Trost für alle potentiellen Budapest-Besucher: Mit Deutsch und Englisch kommt man problemlos weiter ….

Zurück zu unserem Aufenthalt: Am Donnerstag (ungarisch: csütörtökön) Vormittag besichtigten wir das Kunstgewerbe-Museum, das auch nur fünf Gehminuten von unserer Wohnung entfernt in der Üllöi út (beides aussprechen!) liegt. Es ist nicht nur äußerlich und innerlich von bemerkenswerter Architektur, auch die Exponate haben mir sehr gut gefallen.

Den Nachmittag haben wir dann der Entspannung gewidmet und eines der berühmten Thermalbäder, das Széchenyi fürdö, besucht. Das Gebäude ist im Rechteck angelegt, im Innenhof drei große Thermalbecken, und im Haus rundum viele kleine, mit verschiedenen Wässern, zumeist zwischen 30 und 40 Grad warm, aber auch kalte und solche mit Strömung. So kann man von einem Becken zum anderen wandern und alle ausprobieren. Dazwischen und vor allem im Untergeschoß etliche Saunen und Dampfbäder, und bis wir das meiste genossen hatten, waren schnell drei Stunden vorbei. Da störte es auch nicht, dass zwischendurch ein paar Regentropfen fielen, auch nicht in den Außenbecken.

Der Freitag Vormittag fing dann mit Regen an, der aber nur bis Mittag anhielt. Wir nutzten die Zeit und fuhren nach Obuda, wo allerdings nur der historische Marktplatz sehenswert ist; dahinter stehen gleich sehr sozialistische Plattenbauten …  Weiter gings dann nach Aquinicum, römische Stadt am Limes, ehemalige Hauptstadt der Provinz Pannonia inferior, nur zu einem Drittel ausgegraben und doch schon deutlich größer als etwa hier die Saalburg, und mit einem kleinen, etwas chaotischen Museum ausgestattet. Zurück in der Innenstadt, besuchten wir noch das Ethnographische Museum am Kossuth ter gegenüber dem Parlament, das nicht nur durch seine Sammlungen, sondern auch – einmal mehr – durch die Architektur beeindruckt. Danach war dann auch der Regen vorbei, und nach dem Mittagessen bummelten wir ein wenig durch die Stadt. Den Abend beschlossen wir dann im Planetarium: Dort wird zu unterschiedlicher Musik eine Lasershow vorgeführt, und Kirsten hatte Karten für die Carmina Burana besorgt. Aus meiner Sicht eine gute Wahl, da eher ruhig und nicht zu laut; mir hat es gut gefallen.

Den letzten Tag in Budapest konnten wir zu dritt verbringen, da Kirsten ja am Samstag nicht arbeiten musste. Nach einem ausgiebigen Bummel durch die große Markthalle, in der wir schon verschiedentlich eingekauft hatten, wanderten wir die Vaci utca hinauf – mit manchem Seitenblick in diverse Läden – bis zum Deák ter und fuhren weiter zur Oper. Dort um die Ecke aßen wir zu Mittag in der “Falaffel”, einer Art Schnellimbiss mit ein paar Tischen auf einer Empore, mit schmackhaften (da von Kirsten ausgesucht, natürlich vegetarischen) Gerichten; in Deutschland wäre ein solches Lokal wohl nicht zugelassen. Danach ging es weiter zu der dritten größeren grünen Oase Budapests (nach Gellertberg und Margaretheninsel), dem Stadtwäldchen oder Városliget. Das liegt gleich hinter dem Heldenplatz am Ende der Andrassy út, und dort befinden sich der Zoo, der große Zirkus, der Vergnügungspark, das Széchenyi-Bad (s. oben!), die Kunsthalle und das Museum der Bildenden Künste, das Verkehrsmuseum und der Nachbau einer Siebenbürgener Burg, Vajdahunyad, in der das Landwirtschaftliche Museum untergebracht ist. Genug zu sehen für mehrere Tage, aber wir begnügten uns mit einem ausgedehnten Spaziergang durch den Park.

Auf dem Rückweg kehrten wir noch im Cafe Mozart ein, denn Budapest ohne Kaffeehausbesuch, das geht nicht! Wir wurden nicht enttäuscht, denn außer ausgezeichnetem Kuchen hatten wir die Qual der Wahl unter überschlägig 30 verschiedenen Kaffees; beim nächsten Besuch muss ich mich damit mal näher beschäftigen …

Am letzten Abend dann nochmals Kunst, diesmal eher Kleinkunst, im Merlin-Theater. Das ganze nannte sich Bladderheater und war eine Musik-Clownerie, bei der zum Teil recht ungewöhnlich Instrumente eingesetzt wurden. Etwa eine Saite, zwischen Fuß und erhobener Hand gespannt und vor dem Bauch über eine luftgefüllte Blase verlaufend, die als Steg und Resonanzkörper zugleich diente; erstaunlich, welche Töne dieser Anordnung zu entlocken waren! Das Ganze kam ohne viele Worte aus und war so auch ohne Ungarisch-Kenntnisse verständlich; es war sehr amüsant, aber auch beeindruckend durch den Einsatz einfachster Mittel.

Dann der Sonntag (vasarnap geheißen), Tag des Rückflugs. Auf einem Spaziergang durch die umliegenden Straßen nahmen wir Abschied von einer Stadt, von der wir in dieser Woche Vieles, aber bei weitem nicht Alles gesehen hatten. Ich hoffe schon, dass das nicht der letzte Besuch dort war! Und vielleicht habe ich mit diesem kurzen Bericht auch ein wenig Appetit auf die Stadt (und die Sprache?) gemacht.

London

Feb 16 2014

Wir hatten einen guten Grund im September 2004, mal wieder London zu besuchen. Ich war zwar schon häufig auf Konferenzen und für Schulungen dort gewesen, aber das letzte Mal war sicher schon 15 Jahre her! Und nun war Kirsten für sieben Woche Praktikum in einem Krankenhaus in Chertsey am Südrand von London, und so beschlossen wir sie abzuholen. Ihr Praktikum endete am 14. September, also flogen meine Frau Ilona und ich an diesem Tag nach London, und bis zum Rückflug am 19.9. machten wir Sightseeing zu den schönsten Plätzen von London – und ich konnte etliche Veränderungen feststellen!

Das fing schon mit dem absolut untypischen Wetter an: Kirsten holte sich dort – mirabile dictu – einen Sonnenbrand, was ihr niemand so recht glauben wollte  ;-) . Und auch während unseres Aufenthalts war das Wetter nur an einem Tag weniger gut, aber auch da hat es nur ein paar kurze “Nies(el)-Anfälle”.

Und damit fing das Ganze an: Kirstens “Wirkungsstätte” während ihres Praktikums – man beachte den Namen  :-) !

St. Peters Hospital

 

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Luxemburg

Jan 19 2014

Nach einem kurzfristig abgesagten Anlauf im Frühjahr haben wir uns dann tatsächlich im August 2008 aufgemacht, unsere Tochter in Luxemburg zu besuchen, wo sie seit Februar dieses Jahres arbeitete.

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Helsinki

Jan 14 2014

Im Januar 2012 habe ich, kurz vor der Pensionierung, noch meinen Jahresurlaubsflug gebucht; wir haben uns dabei für einen Städtetrip nach Helsinki im Mai entschieden, wo ich dienstlich schon kurz war, das ich aber dabei natürlich kaum kennengelernt hatte. Die Sprache ist da zwar eine Herausforderung, aber man kommt mit Englisch sehr gut und auch mit Deutsch passabel über die Runden: Ich habe den Eindruck gewonnen, dass (fast) jeder Finne mindestens zwei Sprachen spricht, ich selbst bin allerdings kaum über ein Dutzend finnische Wörter hinaus gekommen  … … Continue reading