Helsinki

Jan 14 2014

Im Januar 2012 habe ich, kurz vor der Pensionierung, noch meinen Jahresurlaubsflug gebucht; wir haben uns dabei für einen Städtetrip nach Helsinki im Mai entschieden, wo ich dienstlich schon kurz war, das ich aber dabei natürlich kaum kennengelernt hatte. Die Sprache ist da zwar eine Herausforderung, aber man kommt mit Englisch sehr gut und auch mit Deutsch passabel über die Runden: Ich habe den Eindruck gewonnen, dass (fast) jeder Finne mindestens zwei Sprachen spricht, ich selbst bin allerdings kaum über ein Dutzend finnische Wörter hinaus gekommen  …

Helsinki ist eine relativ kleine Hauptstadt, mit ca. 600.000 Einwohnern nicht einmal so groß wie Frankfurt. Dem Reiseführer hatten wir entnommen, dass es ein gutes öffentliches Verkehrsnetz – Straßenbahnen, Busse und eine Metrolinie – gibt, und so kauften wir uns eine 7-Tage-Karte und haben die dann auch ausgiebig benutzt. Gleich am ersten Tag nach unserer Ankunft haben wir die Straßenbahnlinie 3 bestiegen: Sie fährt eine große 8 und kommt an den meisten Sehenswürdigkeiten vorbei. Und schon diese erste Übersicht hat uns das Besondere an Helsinki gezeigt: Die vielen schönen Jugendstilbauten, zumeist entstanden in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Und nicht nur öffentliche Gebäude, sondern oft auch ganze Straßenzüge mit liebevoll renovierten Wohn- und Geschäftshäusern. In der ganzen Woche haben wir immer wieder schöne Beispiele gefunden, besonders in den Vierteln Eira und Kallio sowie auf der Halbinsel Katajanokka.

Besonders beeindrucktend, außen wie innen, die Kallio-Kirche mit typischem Fassadenschmuck.

Ganz modern dagegen, und auf eine ganz andere Art eindrucksvoll, der Felsendom: Tatsächlich in einen Felsen hineingebaut (solche gibt es wahrlich genügend in Helsinki!), mit einem Eingang wie zu einem Bunker, ist er innen großzügig und hell und, wie man liest, mit einer vorzüglichen Akustik ausgestattet.

Klar, wir haben in dieser Woche auch etliche der anderen Sehenswürdigkeiten aufgesucht, den Dom am Senatsplatz, die Uspenski- Kathedrale (die größte russisch-orthodoxe Kirche in Westeuropa), das Olympiastadion, das gerade renoviert wird, mit dem Olympiaturm, von dem man einen schönen Blick über die ganze Stadt genießen kann; dazu den Hafen mit den großen Fähren, die alte Markthalle, die Haupteinkaufsstraße Esplanade und und und

Auch auf die Festungsinsel(n) Suomenlinna vor Helsinki sind wir gefahren, ein Weltkulturerbe, Mitte des 18. Jahrhunderts zur Verteidigungsanlage gegen die Machtansprüche Zar Peters des Großen ausgebaut und eigentlich aus fünf miteinander verbundenen Inseln bestehend. Heute ist sie vornehmlich beliebtes Touristenziel, aber es gibt dort auch noch die Marineschule; knapp eintausend Bewohner leben heute auf Suomenlinna, und es gibt eine Reihe von Museen und Geschäften.

Für den Tag vor der Rückreise hatten wir uns die andere Sicht auf Helsinki aufgehoben: Die vom Wasser her, denn immerhin liegt die Stadt ja an der Ostsee, und es gibt viele vorgelagerte Inseln, von denen ein Teil bewohnt ist. Zwar begrüßte uns der Tag, ganz im Gegensatz zur Wettervorhersage, mit Regen, aber die Hotelcrew beruhigte uns: Der Wind wehe vom Land und treibe die Wolken aufs Meer hinaus! Und so kam es: Als wir um 11 Uhr zum Schiff kamen, wurde die Sonne nur noch selten von Wolken verdeckt. Überhaupt, das Wetter: Waren die ersten beiden Tage noch durchwachsen, mit dem einen oder anderen kurzen Regenschauer, wurden wir für den Rest unserer Woche von der Sonne verwöhnt. Das ging so weit, dass wir uns Sonnencreme kaufen mussten, um nicht einen Sonnenbrand zu bekommen, denn damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet! Die Temperaturen allerdings waren nicht sehr hoch, am Anfang so 15°, bei Sonne später dann kurz über der 20°-Marke; dabei war es zumeist windig (teilweise unangenehm), und da ist der Gedanke an Sonnenbrand nicht gerade nahe liegend!

Die Fahrt führte uns zunächst wieder an Suomenlinna vorbei und dann durch die Schären. Dort finden sich viele (Ferien-?) Häuser in schöner Natur, aber auch Wohnanlagen und Einfamilienhäuser, zumeist mit Bootsstegen und etlichen der angeblich über 2 Millionen Saunen in Finnland. Mehr als einmal wären wir gerne vom Boot gesprungen und gleich dort geblieben. Beneidenswert – vor allem an so einen sonnigen Tag!

Zum Schluss noch ein kurzes Wort zum berühmten finnischen Design, dem wir natürlich auch überall in Helsinki begegnet sind – zumal die Stadt ja auch World Design Capital 2012 ist. Ein paar Bilder sollen zeigen, dass das nicht nur im Design-Museum (wo fotografieren leider verboten war ;-) ) präsent ist:

Über all dem war die Woche natürlich schnell vorbei, und aus dem Flugzeug heraus konnten wir einen letzten Blick auf Helsinki werfen.

             Good bye, Helsinki!

Unser Fazit einer schönen Woche: Felsig und hügelig, gute Wanderschuhe Pflicht; nette und liebenswerte (und vor allem sprachmächtige!) Menschen; nicht ganz billig, aber sehenswert; manches gesehen, aber auch vieles nicht – und es gibt ja angeblich noch andere Städte und viel Landschaft in Finnland  ;-) !

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