Berlin

Mar 5 2014

Berlin ist ja schon sprichwörtlich eine Reise wert, und befindet sich immer noch in einem rasanten Wandel. Ich war bereits drei Mal dort: Einmal in 1976, gleich nach dem Abi, das zweite Mal Mitte der 80er Jahre und dann wieder kurz nach der Maueröffnung; die letzten beiden Male im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit im Normenausschuss  des DIN. Aber alle drei Besuche waren nur kurz und praktisch ohne touristisches Programm. Als wir dann im September 2008 für gut eine Woche nach Berlin eincheckten, war ich auf viel Neues vorbereitet – und wurde keineswegs enttäuscht!

Den besten Überblick bekommt man naturgemäß von oben, in diesem Fall vom Fernsehturm aus (und anders herum kann man sich – zumindest innerstädtisch – gut an ihm orientieren, denn man sieht ihn fast immer!).

 

Und damit haben wir auch bereits den Rahmen abgesteckt, in dem wir uns in den eineinhalb Wochen bewegten (Ausnahme: Potsdam kann man denn doch nicht sehen vom Turm aus). Da war – klar – einmal das politische Berlin, nicht zu trennen von den letzten 60 Jahren deutscher Geschichte: Brandenburger Tor, Checkpoint Charlie, Reichstag, Schloss Bellevue, auf Landesebene das Rote Rathaus und so weiter. Vieles davon sieht man oft in Fernsehen oder Zeitung, daher habe ich auch mal eine eher ungewöhnliche Perspektive ausgewählt …

Auf der anderen Seite steht das historische und kulturelle Berlin, und als Übergang bietet sich Schinkels “Neue Wache” an, die ja als zentrale Gedenkstätte des Bundes durchaus auch eine politische Funktion hat. Unter den historischen Sakralbauten ragen natürlich die drei Dome heraus (gibt es noch eine andere Stadt mit drei Domen???): Der Berliner Dom auf der Museumsinsel, und am Gendarmenmarkt der Deutsche und der Französische Dom – womit einmal mehr der alte Spruch sich bewahrheitet dass Konkurrenz das Geschäft belebt … ;-)

Die kulturelle Seite ist dann gleich nebenan, zuerst – nomen est omen – auf der Museumsinsel, wo wir im Pergamonmuseum nicht nur den namensgebenden Altar, sondern auch eine sehr interessante Ausstellung über “Babylon – Geschichte und Mythos” gesehen haben. Leider waren die Infrastruktur (hier die Klimatisierung) und das Personal weit unter dem Niveau der Exponate. Kultur neueren Datums allerdings haben wir auch nicht verschmäht: Ein unterhaltsamer Abend, inhaltlich unserem Alter entsprechend, im Theater am (supermodernen) Potsdamer Platz – Näheres verrät das Plakat! Und natürlich haben wir auch das Zentrum von West-Berlin besucht mit Gedächtniskirche und Ku-Damm, KaDeWe, Europacenter und Tiergarten, nicht zu vergessen die Siegessäule, liebevoll “Goldelse” genannt; aber durch die Wiedervereinigung ist der Schwerpunkt der Stadt doch nach Osten gewandert; so trägt der Bezirk Mitte seinen Namen heute sicher wieder sehr zu Recht.

Dass die Spree durch Berlin fließt, ist ja nicht wirklich neu, und so hatten wir uns vorgenommen, die Stadt auch einmal vom Fluss aus anzusehen. Das war ein guter Ansatz, im Ergebnis irgendwo zwischen Frankfurt und Hamburg: Während man in Frankfurt vom Main aus nicht so sehr viel von der Stadt sehen kann, in Hamburg auf der Alster dagegen fast in die Gärten der Häuser hineinfährt, kann man bei einer Fahrt auf der Spree viele der Attraktionen anschauen, die man auch “auf dem Landweg” besucht – aber aus einem ganz anderen Blickwinkel! Wir haben die Fahrt von Charlottenburg durch das Regierungsviertel, an der Museumsinsel vorbei bis nach Treptow zur neuen O2-Arena mitgemacht und sind auf dem Rückweg am Märkischen Ufer ausgestiegen. Dabei sind etwa die Bilder vom Reichstag und der Mauer oben entstanden, aber auch etliche andere, von den “Highlights” wie Hauptbahnhof, den Häusern des Bundestags, Fernsehturm (mit interessanter Bahnstrecke!), Berliner Dom (mit Museums-Baustelle) und O2-World. Zu dem weniger Bekanntem gehören unser Schiff und die “Rückseite”des Nikolaiviertels.

Die Bilder zeigen, dass auch hier – ähnlich wie etwa in Frankfurt – der Fluss als Kristallisationspunkt wieder stärker in den Mittelpunkt rückt. Wohnen am Fluss, auch unter Einbeziehen alter Bausubstanz, ist wieder attraktiv, und so gewinnt er als Lebensader auch in Berlin, wo er ja lange Zeit (oft tödliche) Trennlinie war, neue Bedeutung.

Wir sind danach mit dem Bus noch einmal zum Ausgangspunkt unserer Schiffstour zurück gekehrt und haben uns noch das Schloß Charlottenburg mit seinen Sammlungen und vor allem den schönen Gärten angesehen.

Aber übertroffen wird das durch Sanssouci in Potsdam, das wir am letzten (ganzen) Tag unseres Berlin-Aufenthalts besuchten. Das eher kleine Schloss liegt in einer riesigen Parkanlage, in der man stundenlang umherwandern kann. Mit entsprechender Kleidung und Schuhen ein Vergnügen, aber man fragt sich, wie die Herren und vor allem Damen früherer Zeiten damit zurecht gekommen sind – wahrscheinlich kamen da doch des öfteren Kutschen zum Einsatz. Natürlich war auch die Innenausstattung gediegen, wie man sieht, und im Laufe der Zeit wurden auch weitere Gebäude errichtet (unter anderem eine Windmühle, die mir aber nicht so ganz passend erschien). Die ganze Anlage ist eine Augenweide, mit breiten und versteckten schmalen Wegen, Skulpturen und immer neuen Ein- und Ausblicken.

Man sollte aber Potsdam nicht auf Sanssouci reduzieren: Auch das Städtchen selbst ist sehenswert mit seinem Brandenburger Tor (ja, richtig gelesen, das gibts auch hier!), einer schönen kleinen Fußgängerzone und dem Holländischen Viertel; das hatte Friedrich errichten lassen, damit sich seine holländischen Bauleute in der Mark Brandenburg wohlfühlen sollten, und dort findet sich auch der Laden, in dem Wilhelm Voigt seinerzeit die Uniform erstand, in der er zum Hauptmann von Köpenick avancierte! Mit all dem bietet Potsdam einen ruhigen, liebenswerten Gegensatz zum nahen Berlin.

Zum Schluss noch ein sehr ortstypisches Thema: Bären. Bereits in den ersten Tagen unseres Aufenthalts fielen uns verschiedentlich diese netten Tierchen, die ja das Berliner Stadtwappen zieren, auf – in vielerlei Gestalt und durchaus hübsch anzusehen. Ein wenig erinnerte mich das an Toronto, wo ich vor Jahren einer ähnlichen Population von Elchen begegnete, die dann wohl für wohltätige Zwecke verkauft wurden. Dass es dazu durchaus eine Parallele gibt, erkannten wir aber erst, als wir in der Nähe der Museumsinsel in einem Einkaufszentrum das “Nest” der Bären entdeckten und dabei folgendes lesen konnten:

Das Nest will ich dem geneigten Gast Leser nicht vorenthalten, in toto und mit einigen Beispielen (nicht nur aus dem “Nest”), die mir besonders gut gefallen haben.

Mit dieser fröhlichen Parade soll unser kleines Reise-Tagebuch nun enden. Es waren schöne Tage, die uns die vielen Seiten Berlins näher gebracht haben. Manches würden wir uns gerne noch oder näher anschauen, zum Beispiel den Wannsee, Potsdam ausfürlicher oder den Spreewald, und auch in Berlin selbst gibt es sicher noch etliches zu entdecken. Aber so weit ist das ja gar nicht, wie wir spätestens jetzt wissen …

 

Leave a Reply